Kleine Kalmit – eine Wanderung mit Mega-Aussicht
Ilbesheim | 18. Juli 2023
Zur Feierabend-Tour sind wir mit Peter Ohler verabredet. Peter ist Kultur- und Weinbotschafter Pfalz und auf Anhieb sympathisch. Diese Aussicht wird uns den ganzen Abend begleiten und begeistern.
Wir treffen uns um 16 Uhr im VDP-Weingut Kranz in Ilbesheim bei Landau. Bei einem fabelhaften Glas Sekt „Blanc des Blances Extra Brut“ aus Chardonnay-Trauben stellt uns Kerstin Kranz das Weingut vor, das ihr Mann Boris und sie in vierter Generation betreiben. Melanie, eine Freundin von fruchtigen, trockenen Sekten, jubelt schon nach dem ersten Schluck Sekt: „Wow, der ist super, ich bleibe hier“.
Begeistert sind wir auch vom Obergeschoß der modernen Vinothek. Faszinierende Aussichten: Vom Balkon aus über den Ort bis hoch zur Kapelle auf der Kleinen Kalmit, aus dem Raum heraus nach hinten über die Wingerte. Peter packt vier Kranz Weine ein, die wir unterwegs nach und nach verkosten werden. Das Thermometer zeigt etwa 27 Grad.
Am Parkplatz an der Grundschule geht´s los. Unser Ziel, die Mater Dolorosa-Kapelle auf dem Gipfel der Kleinen Kalmit, ist schnell gesichtet. Insgesamt werden wir auch nur etwa dreieinhalb Kilometer laufen. Doch schon nach wenigen erklommenen Höhenmetern wird die Aussicht phantastisch. Peter erklärt sehr anschaulich, wir erfahren eine Menge, über den sommerlichen Trauben- und Blätterschnitt, über die Weinlagen, über die Entstehung des Berges und seine Gesteine. Am „Kalmit-Wingert“, südwestlich an dem 271 Meter hohen „Muschelkalkhügel“ gelegen, entführt uns der „KuBo“ in die Historie des Weinanbaus, zeigt uns frühere Formen der Rebenkultur.
Noch eine kurze Etappe und wir erreichen eine wunderbare Sitzgruppe, im Schatten der Kirschbäume, mit atemberaubender Sicht auf das Rebenmeer und die Berge des Pfälzerwaldes. Zeit für die Abendvesper, jeder zaubert etwas Köstliches aus seinem Rucksack, ein leckeres Büfett. Dazu kredenzt Peter den ersten Wein, den Gutsriesling des Weinguts Kranz. Zum Einstieg und zur Vesper absolut passend.
Es ist gemütlich, angeregte Unterhaltungen. Ein geeigneter Moment für den Auftritt von Wein Nummer 2, dem 2022er Ilbesheimer Riesling vom Landschneckenkalk, dem Material, aus dem vor über 40 Millionen Jahren die Kleine Kalmit entstanden ist. Typischer kann der Wein nicht sein. Der Ortswein erhält spontan viele „Likes“.
Wir ziehen weiter bergan, stets die Fernsicht genießend, von Schattenplatz zu Schattenplatz. Der Kalk begegnet uns auf Schritt und Tritt, Peter weiß viel darüber zu berichten, erklärt uns an Steinen deren Besonderheiten.
Wir spüren, Peter Ohler ist mit Leidenschaft Kultur- und Weinbotschafter. Die Pfälzische Weinlandschaft ist seine Inspiration. Unterwegs sehen wir sogar hoch aufragende Kalkwände.
Die Kleine Kalmit ist eine Erhebung mitten in den Weinbergen. Daher haben wir vom Weg aus stets den einzigartigen Blick auf die Reben und die Haardt, die zum Pfälzerwald übergeht. Die Trauben, hier noch in der unreifen Phase, lassen auf eine gute Lese 2023 hoffen.
Wieder ein interessanter Aussichtspunkt, Ilbesheim liegt uns zu Füßen, der Blick reicht bis nach Frankreich, ein Gewitter zieht über das Elsass. Peter schenkt Wein Nummer 3 ein, ein 2022er Riesling aus der „Ersten Lage Westerberg“. Wir diskutieren: Wie viel Frucht, Mineralität, Säure soll ein Riesling haben? Das VDP-Weingut ist ja bekannt für seine konsequent trockenen, klaren und präzisen Weine. Dieser ist ein typischer Vertreter aus dem Hause Kranz.
Bald haben wir den Gipfel der Kleinen Kalmit erreicht. Erfreuen uns an der einzigartigen Rundumsicht, aus der Mitte der Ebene hinüber zum Pfälzerwald und rüber auf die andere Rheinseite. Und um uns herum zehntausende Weinstöcke im sommerlich grünen Laubkleid und den erbsengroßen, knackig grünen Trauben. Eine Sitzgarnitur im Schatten ist frei und wird die Location für den Aufritt des Großen Gewächses, einem 2021er Riesling aus dem Kirchberg. Er ist noch sehr jung, Peter versichert uns, dass man ihn mindestens noch zehn Jahre aufbewahren kann. Wir tasten uns heran, die „Trockenfraktion“ hat ein Lächeln im Gesicht, er mundet von Schluck zu Schluck immer besser.
Peter Ohler und wir sind schon längst eine vertraute Einheit geworden, er findet stets die richtige Dosierung an Infos, Verkostung und Zeit zum untereinander plaudern.
Drei Stunden hatten wir für die Tour eingeplant, nun sind es fast vier geworden. Doch alle sind entspannt, die Uhr spielt heute Abend keine Rolle. Bei der Verabschiedung ist klar, es gibt ein Wiedersehen. Danke, Peter!
Text: Jürgen Cronauer Fotos: Stefan Moldenhauer (3), Melanie Wagner (2), Jürgen Cronauer (22)