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Ursprünglich Französisch bei Chez Maurice

Berlin | 19. April 2023

Chez Maurice

Als Ergänzung zu den Erlebnissen an der Weinstraße bin ich auch gerne in Berlin unterwegs, um dort spannende Wein-Locations zu besuchen. Heute entdecken wir wieder ein kleines Juwel.

Die eigentliche Geschichte beginnt am Schluss. Als Kai, Jörg und ich bereits bezahlt haben und am Gehen sind, bedanke ich mich bei dem Kellner für das leckere Essen und den zuvorkommenden Service. Er freut sich sichtlich über das Kompliment und fragt mich, ob ich Pfälzer sei. Ich bin erstaunt. Er hätte einen Freund in Speyer. Mein Dialekt würde zwar ein wenig anders klingen, aber ich käme doch bestimmt auch aus der Pfalz.

 

Er stellt sich als Jean vor. Schnell sind wir bei der Deutschen Weinstraße. Er schwärmt vom Weingut Markus Schneider, das ich ja bestimmt kennen würde. Er mag die großen Deidesheimer, nennt Bassermann-Jordan, Reichsrat von Buhl und erzählt von seinen Besuchen im Weingut von Winning und dessen Restaurant Leopold. Jean liebt das pfälzische Essen, den Saumagen. Er hat auch schon im Deidesheimer Hof gegessen, um die Kombination von hochwertiger pfälzischer Küche und großartigen Weinen zu erfahren.

 

Bei „Chez Maurice“ gibt es keinen Pfälzer Wein. Dafür eine umfangreiche, vom Chef persönlich zusammengestellte Auswahl an Weinen aus den besten französischen Anbaugebieten, bevorzugt Burgund und Bordeaux. Die Preisspanne ist so weit wie Frankreich groß ist. Vom Basiswein bis zur Großen Premiumlage, über 200 Weine sind im Keller sowie in den urigen Regalen und Steigen im Lokal vorrätig.

Wein Trapet

Wir drehen die Uhr wieder zurück auf 19:30 Uhr. Wir möchten uns einen Wein empfehlen lassen. Die junge Dame, die unsere Bestellung aufnimmt und die sich uns später als Julie vorstellt, ruft den Chef Christof Krapf persönlich. Ein Elsässer Riesling ist unser Wunsch, nicht zu Edelzwickertrocken, ein wenig fruchtig bitte. Maitre Christopf kommt mit einem 2020er Riesling aus der Domaine Trapet in Riquewihr aus biodynamischem Anbau um die Ecke. Wunderbar. Er schmeckt vorzüglich zum Essen und von Schluck zu Schluck besser. Eine gute Wahl. 54 Euro.

 

Heute ist Mittwoch. Wir können die Vorspeise und den Hauptgang einzeln wählen. Von Donnerstag bis Sonntag gibt es ausschließlich Drei-Gänge-Menüs, die sich die Gäste selbst zusammenstellen können.

Salat Chez Maurice
Zwiebelsuppe

Der „Salat nach Art Chez Maurice“ überzeugt mich mit seinem angenehm würzigen Dressing. Die Zwiebelsuppe von Kai sieht aus wie aus dem Kochbuch und schmeckt auch so großartig.

Hauptgericht
Nachspeise

Das Maishähnchen suprême in Weißwein geschmort mit klassischer Garnitur kommt für mich einmal anders daher, schmeckt aber super in dem Sud mit Perlzwiebeln, Karotten, Champignons, Speck, und Kartoffeln. Die „Crème brûlée“ ist eine der besten, die ich je kosten durfte. Wie Kai erklärt, erkennt man an dem dunklen Vanillemark, das sich am Boden sammelt, dass sie hausgemacht ist. Zu Dritt  teilen uns eine Portion, die Vanillecreme ist nicht zu süß, garniert mit Himbeeren und Heidelbeeren. Wow.

 

Julie, die junge Kellnerin, ist noch dabei, die deutsche Sprache zu erforschen. Doch mit ihrem französischen Charme und ihrer sympathischen Art lösen wir jede Situation. Sie bringt Frankreich in den Prenzlauer Berg. Herrlich und authentisch.

Rotwein-Cuvée

Nach dem Hauptgang gelüstet es uns nach einer weiteren Flasche Wein. Julie ruft ihren Kollegen, den wir nachher als Jean kennenlernen werden. Mit ihm wollen wir die Auswahl erarbeiten. Wir haben uns zwar die Weinkarte gründlich angesehen, doch für mich ist die französische Weinwelt noch eine fremde und ich kenne keinen der Weine. Selbst der Weinerfahrene Kai muss überwiegend passen. Das mag auch daran liegen, dass Christof Krapf hauptsächlich mit kleineren Weingütern zusammenarbeitet, die nicht für den Mainstream produzieren, sondern ihren eigenen Stil entwickeln. Der erfahrene Sommelier aus der Normandie reist gerne durch sein Heimatland, um neue Weine zu entdecken. Seine Entdeckungen kann man in dem Restaurant auch für zu Hause erwerben, dazu frische französische Köstlichkeiten.

 

Zurück zu Jean. Wir fragen nach einem Pinot Noir und geben als Limit 40 Euro vor. „Wenn Sie nicht festgelegt sind, hätte ich zwei neue Weine für Sie, die ich Ihnen vorstellen kann, meint Jean. „Gerne können Sie probieren, bevor wir die große Flasche aufmachen.“

Er bringt uns ein 2019er Rotweincuvée aus dem südfranzösischen Anbaugebiet Pays d ́Oc und einen 2021er Pinot Noir von Henri Pion aus dem Burgund. Dazu drei frische Gläser. Der Cuvée trifft absolut meinen Geschmack, auch Jörg findet ihn ansprechend. Kai favorisiert den Pinot Noir. Die Lösung ist einfach: Jean schlägt vor, dass jeder seinen Lieblingswein im Glas bestellt. Und sagt spontan: „Wisst ihr was, ich lasse euch die beiden Flaschen da, dann kann sich jeder seinen Wein einschenken.“ So komme ich in den Genuss des Cuvée vom Mittelmeer.

Julie und Jean
Jürgen und Jean

Bekannte Szene : Wir sind am Gehen, stehen immer noch bei Jean. Während des angeregten Plauderns  schlägt Kai vor, noch ein paar Erinnerungsfotos zu machen. Julie können wir ebenfalls dafür gewinnen. Ein lustiger Ausklang mit dem sehr sympathisches Bistro-Team.

Der Besuch im „Chez Maurice“ war jeden Euro wert. „Die Preise mögen auf den ersten Blick ja recht hoch erscheinen, ist aber Berlin in bester Lage und die Weinkalkulation ist sehr fair, gemessen an der Qualität“, erklärt Kai, ein erfahrener Kenner der Restaurantszene in der Hauptstadt. Jörg und ich stimmen ihm zu: Bei Chez Maurice wird in einem originellen Ambiente beste französische Küche von freundlichen Menschen serviert. Und wer sich seit 1997 mit seiner beständigen französischen Küche im reizvollen Bötzowviertel behaupten kann, muss seine Gäste wohl mit Frische, guter Küche und ausgezeichneten Weinen überzeugen. Ich fand ́s heute Abend urig schön.

Im Bistro

INFO:

Bistro Chez Maurice, Bötzowstraße 39, 10407 Berlin,

chez-maurice.com, Telefon 030 4250506

 

Weg: Mit der Tram 10 vom Hauptbahnhof Rg. Warschauer Straße, bis zur Haltestelle Arnswalder Platz, erste Straße rechts, ca. 250 Meter.





 

 

Fotografierende: Kai Röger, Jörg Nowak, Jürgen Cronauer