LAGENKOSTBAR im Gutshof Murjahn
Forst | 5. Mai 2023
Nach gut einem viertel Jahrhundert kehrt dieses besondere Verkostungs-Event der Forster Winzer an den Ort zurück, an dem es 1997 aus der Taufe gehoben wurde, in den Weinkeller des Gutshofs Murjahn. Hieß die Ursprungsveranstaltung noch „Forster Riesling und mehr“, trägt sie seit 2008 den Namen LAGENKOSTBAR. Ein herrlich mehrdeutiger Name: Kosten Sie an mehreren Bars das Kostbarste aus den kostbaren Forster Lagen.
Der Gutshof Murjahn direkt an der Weinstraße bildet die einladende Kulisse zu dem außergewöhnlichen Event.
Die Idee ist bis heute dieselbe geblieben: Die Weine werden nicht nach Winzern oder Klassifizierungen sortiert, sondern nach den weithin bekannten Forster Weinlagen. Bei der gemeinschaftlichen Präsentation erhalten die Besucher die einmalige Gelegenheit, die Besonderheiten der einzelnen Weinlagen zu erschmecken und das anhand der Rieslinge verschiedener Weingüter.
Es spricht für die Gemeinschaft der neun Winzer und der Winzergenossenschaft, dass sie sich dieser Challenge stellen. Jeder Besucher kann auf diese Weise schnell erkennen, welches zum Beispiel sein Lieblingsriesling aus der Lage „Ungeheuer“ ist. Die sehr gute Resonanz bestätigt das Konzept.
Damit ist die Lagenkostbar ein außergewöhnliches Event für die Freunde der Forster Weine. Der Gewölbekeller des Gutshofs Murjahn bietet das passende Ambiente für die Präsentation der vielseitigen Weinkollektion. Die Flaschen sind in zwei langen Reihen angerichtet und analog zum Programmheft nummeriert. Hinter den Tresen begrüßen mich freundliche, kontaktfreudigen Winzerinnen, Winzer und Mitarbeiter der Forster Weingüter, um die Weine auszuschenken und zu erklären.
Weltbekannt sind die Forster Rieslinge. Doch bei der LAGENKOSTBAR dürfen auch andere leckere Rebsorten mitspielen: Auxerrois, Cabernet blanc, Sauvignon blanc, Scheurebe, Blanc de noir, Rosé und zwei Cuvées vom Weingut Eugen Müller.
Den Schwerpunkt bilden die Weine des Jahrgangs 2022. Aber auch vorherige Jahrgänge können genossen werden. Und ein neues Highlight wird getestet: die Raritätenprobe. Hier werden reife, außergewöhnliche Kostbarkeiten aus den Forster Weinkellern in kleinen Schlucken ausgeschenkt. Ein Tabernakel für echte Weinkenner. Begeistert bin ich von der handgeschriebenen Weinkarte, die Klaus Werle erstellt hat. Eine echte Passion des Winzers, wie ich im Gespräch mit ihm erfahre.
Vor dem Tresen
Wie ich das bei authentischen Weinproben meist erlebe, sind die Gäste aufgeschlossen für Gespräche und für Fotos. Wie mir eine Gruppe von Studenten aus BaWü erzählt, ist die Lagenkostbar der Auftakt für ein gemeinsames Wochenende in der Pfalz. Überhaupt ist das Publikum altersmäßig sehr gemischt und erfreulich viele junge Gäste vertiefen sich in die Weinprobe und das Programmheft.
Paare, Gruppen, EInzelgast - das Publikum ist angenehm gemischt. An allen Tischen sind die Gäste konzentriert beim Wein probieren und bewerten.
Gerne mische ich mich unter die Besucher und fast alle sind für ein Foto bereit.
Weitere Besucher, zu denen auch der Ortsbürgermeister gehört (linkes Foto, rechts)
Mit einem jungen Paar komme ich ins Gespräch, weil sie an ihrem Stehtisch angeregt über die Weine diskutieren und sich die Frau auch Notizen macht. Monika und Maximilian. Sie klärt mich auf, dass sie aus einem Weingut in Kallstadt stammt und Weinbau studiert. Da ist die Lagenkostbar für sie eine besondere Gelegenheit, um Erfahrungen zu sammeln. Durch die Sortierung der Weine nach Lagen kann die Studentin erkunden, welchen Einfluss die Bodenformation einer Weinlage auf den Geschmack des Weines hat. Und da die Winzer ihre Weine zur jeweiligen Weinlage (wie z. B Ungeheuer, Jesuitengarten) nebeneinander zur Probe anstellen, erhält Monika einen sehr guten Vergleich, wie unterschiedlich Weine der gleichen Rebsorte aus der gleichen Weinlage am Ende schmecken. Eine angenehme Art für Monika und Maximilian, Freizeit und Studium zu verbinden. Ich finde, das macht den Qualitätssprung der pfälzischen Weine aus, dass junge oder angehende Winzerinnen und Winzer über ihre Ortsgrenzen hinausschauen und voneinander lernen.
Ganz am Schluss erst verrät mir die charmante Weinbaustudentin, dass sie die amtierende Weinprinzessin von Kallstadt ist. Da liegt es auf der Hand, ein spontanes Fotoshooting mit Weinprinzessin Monika I. aus Kallstadt zu machen.
Hinter dem Tresen
Jeder kann sich vorstellen, wie viel Arbeit in so einem Event steckt. Dazu kommen der volle Einsatz an beiden Tagen, unendlich viele Gespräche, Fragen, Nachschub besorgen, einschenken. Daher möchte ich meine positiven Eindrücke mit Fotos von den Menschen aus dem Orga-Team und hinter der Theke unterstreichen.
Sie haben Freude daran, ihre Weine dem interessierten Publikum zu präsentieren.
Spitzenweine haben auch viel mit Erfahrung zu tun. Deshalb ist es in Forst selbstverständlich, dass alle Generationen miteinander im Einsatz sind.
Nicht nur im Gewölbekeller sind die Gäste zu versorgen, auch im Innenhof der Gutshauses werden fleißige Helfer gebraucht, um die zahlreichen Gäste mit Schorle, Wasser und sonstigen Erfrischungen zu versorgen.
Die Männer an der Kasse haben den vollen Überblick, sorgen mit der "Korken-Zählanlage" dafür, dass der Keller nicht überfüllt wird. Das Trio in der Mitte sorgt für köstliche Imbisse. Und Rieke ist ebenfalls als Fotografin unterwegs.
Lagenwanderung
Als perfekte Ergänzung zur LAGENKOSTBAR nehme ich an einer der geführten Lagenwanderungen teil. Unser Experte ist Ludwig Maier, der für einen informativen, kurzweiligen und entspannenden Weinlagenspaziergang sorgt. Etwa eineinhalb Stunden sind wir bei frühlingshaften Temperaturen und bewölktem, aber regenfreiem Himmel in den Reben unterwegs. In jeder der bekannten Forster Weinlagen zaubert er die passende Flasche aus dem Rucksack, erklärt die Böden sowie die klimatischen Besonderheiten der Lagen. Kompetent beantwortet er die zahlreichen Fragen aus der Gruppe und scheut sich nicht, auch mal eine subjektive Empfehlung abzugeben.
In jeder der bekannten Forster Lagen schenkt Ludwig Maier den passenden Wein aus den dortigen Reben zur Probe aus: Jesuitengarten, Pechstein ...
... Ungeheuer und Kirchenstück.
Schließlich erreichen wir den urigen Platz an der Madonna.
Die ohnehin große Begeisterung bei den Gästen steigert Ludwig auf 100 Prozent, als er überraschend seine Gitarre auspackt und mit allen gemeinsam einen Pfälzer Song live zelebriert. Köstlich. Ludwig Maier bietet Weinlagenbegehungen in Deidesheim, Forst und Umgebung an. Es lohnt sich.
Nach gut neunzig Minuten und einer klasse Wanderung nähern wir uns wieder der Forster Weinstraße und nehmen noch einmal Kurs auf die LAGENKOSTBAR.
FAZIT: Ein erlebnisreicher Samstag mit köstlichen Weinen aus den Forster Lagen, freundlichen Menschen, einer herrlichen Wanderung und vielen anregenden Begegnungen.