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Spontane Gastfreundschaft im Weingut Argus

Gleisweiler  |  16. August 2021

 

Mit meinem Freund Kuno bin ich im August an einem Montag in Gleisweiler unterwegs. Wir wollen das Weindorf näher kennenlernen. In der Hauptstraße, direkt gegenüber der katholischen Kirche (ja, es gibt in dem kleinen Ort auch eine protestantische Kirche) kommen wir am Weingut von Peter Argus vorbei. Ein Name, der in verschiedenen Weinmagazinen immer wieder anerkennend erwähnt wird.

Es sieht sehr ruhig aus, in der langen Hofeinfahrt ist niemand zu sehen. Doch die Neugierde treibt mich an, den Hof zu betreten. Auch deshalb, weil mir ein Mann aus Gleisweiler von der Vinothek mit der klasse Aussicht erzählt hat. Also tasten wir uns langsam vor bis zur Vinothek am Ende der Einfahrt. Durch die Glasscheiben werfen wir einen Blick in die gute Stube und durch das gegenüberliegende Fenster in die Ferne. Die Vinothek scheint tatsächlich genau am richtigen Platz gebaut zu sein.

 

Beim Weg zurück zur Straße fällt mir ein historisches Waschbecken auf, an dem ich auf ein Foto stehen bleibe. In diesem Moment kommt wie aus dem Nichts ein junger Mann durch den Hof gelaufen. „Kann ich was für Sie tun?“, spricht er uns freundlich an.

Hofeinfahrt des Weinguts Argus

Ich erkläre kurz, dass wir mal schauen wollten, ob die Vinothek geöffnet sei. Ist sie heute aber nicht. Eigentlich. Aber: Er meint, er hätte gerade Zeit und wenn wir möchten, könnten wir uns die Vinothek ansehen. Er würde uns auch gerne einen Wein zum Probieren geben.

 

Siehe da, dieser junge Mann ist doch mal flexibel. Flexibler als das Hambacher Schloss. Dort stand ich nämlich zwei Stunden zuvor trotz Sommerferien vorm verschlossenen Tor, zusammen mit mindestens 12 weiteren besuchswilligen Personen.

 

Der sehr entgegenkommende junge Mann heißt Simon. Ist der Sohn des Hauses und wird in Kürze sein „Wein-Studium“ in Geisenheim beginnen.

Fröhliches Weinprobieren mit Kuno und Simon Argus

Ich frage ihn nach einem Wein, der den Ort und das Weingut besonders gut repräsentiert. Er überlegt. Ich lege nach. „Welchen Wein würden Sie anbieten, wenn heute Abend ihre Freunde zu Besuch kommen? Auf welchen Wein sind Sie richtig stolz?“ „Ok“, sagt er, „dann nehmen wir doch den Sauvignon blanc trocken“. Sagts, und schon hat er uns einen kleinen Schluck in die Weingläser eingeschenkt. Jetzt sind wir dort, wo ich immer gerne hinmöchte, nämlich den Wein zu finden, der einen typischen Eindruck vom Ort und vom Weingut vermittelt. Und der Winzer in Spe hat uns nicht zu viel versprochen. Was wir gerade über den Gaumen gleiten lassen ist ein sehr angenehmer Weißwein. Wir ordern direkt eine kühle Flasche, die wir uns auf unserer Tour nachher gönnen möchten. Mehr als eine Flasche kann ich in meinem kleinen Rucksack leider nicht transportieren.

 

Während wir noch den „Blanc de Noir“ und den „Spätburgunder Spätlese trocken“ aus dem Barrique genießen dürfen, erzählt uns Simon von seinem Vorpraktikum in einem Weingut in Hainfeld. Kuno philosophiert mit ihm über die Mehrfachnutzung von Barriquefässern und die Auswirkungen auf den Geschmack des Weins.

Ein Plätzchen zum Entspannen auf der Terrasse der Vinothek

Danach zieht Simon die Rollläden hoch, damit wir die Vinothek bei Tageslicht beäugen und den Balkon betreten können. An vorderster Stelle steht dort ein Tisch mit einigen Stühlen an einem Platz, der eine tolle Aussicht in die Rheinebene eröffnet. „Hier trinken wir selbst gerne einen Wein. Nach einem anstrengenden Arbeitstag ist das ein wunderbares Plätzchen“, schwärmt Simon.

 

Nach dieser sehr sympathischen Plauder-Viertelstunde bezahlen wir unseren Sauvignon blanc, der selbstverständlich aus der bekannten Lage „Gleisweiler Hölle“ stammt. Und bedanken uns bei Simon für diese spontane Gastfreundschaft im Weingut Argus. Kuno und ich ziehen weiter, mit der „Gleisweiler Hölle“ im Rucksack besuchen wir als nächstes die katholische Kirche.

Text und Fotos: Jürgen Cronauer